Der Fall: Kaninchen „Diamond“

Am 07.04.2025 wurde das Kaninchen Diamond in der LechArche abgegeben. Laut den ehemaligen Besitzern sollte die Kaninchenhaltung beendet werden, da das Partnertier verstorben war und keine neuen Tiere mehr angeschafft werden sollten.

Leider kam Diamond in einem sehr schlechten Zustand bei uns an: Die Krallen waren deutlich zu lang, das Fell durch Urin verfärbt und stellenweise mit Kot verschmutzt –Hinweise auf eine nicht artgerechte Haltung und unzureichende Pflege. Traurigerweise ist das kein Einzelfall – viele Kaninchen erreichen uns in ähnlichem Zustand.

Besonders alarmierend war jedoch Diamonds Gesundheitszustand. Er zeigte ein deutliches Röcheln beim Atmen, Nasenausfluss und erhebliche Bewegungseinschränkungen der Hinterläufe. Selbst kleine Schwellen konnte er kaum noch überwinden – eine dramatische Situation für ein Fluchttier, das eigentlich Geschwindigkeiten von bis zu 40 km/h erreichen kann.

Wir klärten die Halter darüber auf, dass Diamond dringend behandelt werden müsse. Erfreulicherweise erklärten sie sich bereit, die voraussichtlichen Behandlungskosten in Höhe von etwa 200 € zu übernehmen.

Bereits am nächsten Tag wurde Diamond unserer Tierärztin vorgestellt. Ihre Diagnose war eindeutig: Diamond war in einem derart kritischen Zustand, dass eine Unterbringung im Tierheim keinesfalls in Frage kam. Er wurde umgehend als Notfall in eine spezialisierte Kleintierpraxis überwiesen. Dort stellte sich heraus, dass er nicht „nur“ unter einem klassischen Kaninchenschnupfen litt, sondern an einer schweren Lungenerkrankung. Röntgenaufnahmen, neurologische Untersuchungen und Probenentnahmen folgten – der Verdacht fiel auf eine Erkrankung des Lymphsystems oder eine schwerwiegende systemische Infektion. Er erhielt sofortige medikamentöse Unterstützung. Die Behandlungskosten beliefen sich nun auf rund 700 €, auch für die Besitzer eine erschreckend hohe Summe.

Trotz aller Bemühungen kam die Hilfe zu spät. Am 09.04.2025 verstarb Diamond.

Diamond steht stellvertretend für viele seiner Artgenossen

Diamond steht stellvertretend für viele seiner Artgenossen. Noch immer hält sich in vielen Köpfen die Vorstellung, Kaninchen seien unkomplizierte, günstige und kindgerechte Haustiere. Doch diese Annahme ist ein fataler Irrglaube.

Kaninchen besitzen denselben Bewegungsdrang wie Katzen. Für eine artgerechte Haltung benötigen sie eine dauerhafte Grundfläche von mindestens 6 m² – und ein Partnertier, denn Kaninchen müssen laut Tierschutzgesetz mindestens zu zweit gehalten werden. Allein die Anschaffung zweier Tiere und eines geeigneten Geheges kann zwischen 700 € und 1000 € kosten.

Auch in Sachen Ernährung bestehen hohe Ansprüche: Trockenfutter oder Heu allein reichen keinesfalls aus. Die Hauptnahrungsquelle sollte aus frischem Gemüse und Salaten, Wildkräutern und Wiesenblumen bestehen – und rund um die Uhr verfügbar sein. Für ein Kaninchenpaar belaufen sich die monatlichen Futterkosten daher auf etwa 150 €.

Hinzu kommen Ausgaben für Impfungen, tierärztliche Behandlungen, Medikamente und Kastrationen. Der Deutsche Tierschutzbund beziffert die Gesamtkosten für ein Kaninchenpaar über einen Zeitraum von zehn Jahren auf mindestens 10.770 €.

Weg von überholten Vorstellungen

Wir hoffen, dass sich das Bewusstsein für diese wunderbaren Tiere weiter verändert – weg von überholten Vorstellungen, die noch aus Zeiten stammen, in denen Kaninchen als Masttiere gehalten wurden. Und hin zu einer modernen, verantwortungsvollen Haltung, die den Besitzer mit gesunden, glücklichen Tieren belohnen wird.

Die Bilder zeigen nicht Kaninchen Diamond, sondern andere Artgenossen, die stellvertretend für den Fall stehen.

Bilder: Natalie Gauggel

[Quelle: Alles rund um Zwergkaninchen – Deutscher Tierschutzbund e.V.]